giovedì, marzo 29, 2007
mercoledì, marzo 28, 2007
Märtyrer auf Mehrtürer
odontoambulanza. Das heisst soviel wie Krankenwagen für die Zähne. Ich möchte in Italien zwar nicht zum Zahnarzt müssen, aber eigentlich schön, dass es sowas gibt. Die Tatsache ist schon interessant, dass die Italiener wie die alten Römer, Japaner und weiss nicht wer noch alles, selbst als Hardcore-Katholiken das Bedürfnis nach individuell zuständigen Heiligen und v.a. Patronen haben. Katherina von Siena wird hier übrigens als Schutzpatronin Europas propagiert (wohl weil sie den Papst aus Avignon zurückgeholt hat oder so. Kenne die genaue Begründung nicht, aber werde mich kundig machen). Doch wer ist die Dame auf der linken Tür der odontoambulanza?
Ja richtig, die Dame mit dem vertrauenswürdigen Lächeln und dem zielgerichteten Blick ist die heilige Apollonia, die Patronin der Zahnärzte! Apollonia von Alexandria, eine Märtyrerin, der alle Zähne gezogen wurden, weil sie sich nicht den Zahn des christlichen Glaubens ziehen lassen wollte! Daher umfasst sie mit ihrer starken Rechten die Zange, mit der sie in der christlichen Ikonographie abgebildet wird. An Hinweisen auf das Martyrium erkennt man übrigens oft die Figuren in Heiligendarstellungen, z.B. der hlg. Laurenzius an dem Rost, auf dem er gegrillt wurde, oder wie bei diesen beiden alten Bekannten hier.
Ein Glück, dass sich auf Grund meiner blendenden Beisserchen mein eigenes Martyrium mit der heiligen Apollonia sich wohl noch etwas hinziehen wird.
martedì, marzo 27, 2007
Bibliotheken in Italien
Da die großen Vorräte an Sekundärliteratur und Zeitschriften in Archiven schlummern, muss man jedesmal den umständlichen Weg der Bestellung mit handschriftlichen Zetteln mit Durchschlägen gehen. Daher reduziert man sich automatisch auf das Wesentliche, wenn man hier arbeitet. Aber mein Wörterbuch und meine eigene Version der nikomacheischen Ethik von Aristoteles brauch ich einfach, um eine italienische Einführung in das aristotelische Konzept von ἀκρασία vorzubereiten.
Dazu muss ich mich umständlich und hochoffziell authorisieren lassen, damit ich das Buch einführen darf in die Bibliothek.
Für mein Wörterbuch habe ich keine Authorisation bekommen. Sind ja deutsch-italienische Wörterbücher da, meinte die zuständige Dame. Etwas teutonisch-besserwissererisch, wie ich danach dachte, wies ich sie darauf hin, dass die hoffnungslos veraltet sind. Meinen Augenkontakt meidend meinte sie dann, dass sie wirklich dizionari grandi haben und dass sich da schon nicht so viel geändert haben wird. Naja das Referat habe ich auch mit diesen Hürden erstellen können, und habe zugleich viele neue deutsche Wörter wiederentdeckt:
- Fahrgashebel
- erlauschen
- Zerlegebesteck
- erklecklich
- Klavichord
- Erdpech
- klabastern
- Würgengel
- worfeln
- Ergötzlichkeit
- erfrechen
- Leibgedinge
- kraftmeierisch
- auf dem Grüßfuß stehen
Erasmus Welcome, die zweite
Es sprachen neben dem Rektor der Sapienza auch Margot Wallstrom, Vizepräsidentin der Europäischen Komission:
Sie freute sich vor allem, dass so viele Frauen anwesend waren. Zwar sind ohnehin 2/3 der Erasmusstudenten weiblich (jede Feministin darf mich jetzt auf den grammatikalischen Widerspruch dieses Satzes hinweisen), aber das männliche Drittel schien nicht viel Interesse an dem Event zu zeigen. Frau Wallstrom sprach wie alle Redner von der Bedeutung der Erasmusstudenten für das Europa von morgen.
Auch Jan Figel von der Europäischen Kommission für allgemeine und berufliche Bildung, Kultur und Multilingualismus hob diesen Aspekt besonders hervor:
Highlight des Abends war der Vortrag von Jeremy Rifkin, dem Verfasser des Buches "Der europäische Traum", in welchem er die Überlegenheit des europäischen Konzeptes von Vernetztheit und verantwortlichen globalen Denken dem amerikanischen Konzept von freier Marktwirtschaft gegenüberstellt.
Interessant war die kritische Perspektive an der wohlfahrtsorientierten europäischen Mentalität, welche die Muße eher schätzt, während das Pendant im Englischen (idleness) eher negativ konnotiert ist. Wussten ja schon die Römer, dass Geschäft nix anderes ist als die Verneinung der Muße (otium / negotium; daher übrigens das italienische Wort für Laden "negozio").
Auch Vittorio Prodi vom europäischen Parlament hob wie die vorhergehenden Redner die Bedeutung des nachhaltigen Umgangs mit Energie hervor, ohne den ein zukunftsträchtiges Europa nicht denkbar ist:
Alles in allem interessante Vorträge, nur leider schlecht organisiert und von der breiten Masse der Erasmusstudenten mit wenig Teilnahme gesegnet. So musste die Diskussion mit Jeremy Rifkin der forcierten Eigenpräsentation der Erasmus-Freizeitorganisationsnetzwerke und den "Sommer, Sonne, Saufen" - Erfahrungsberichten weichen. Naja wenigstens am nachfolgenden üppigen Buffet zeigte man üppiges Interesse.
domenica, marzo 25, 2007
Trash People
Der ägyptische Obeslisk auf der Piazza del Popolo ist blau. Und komische menschenähnliche Figren aus Müll laufen zu seinem Fuße umher.
Bevor der Betrachter sich fragt, ob er nicht noch blauer als der Obelisk ist, sei er informiert, dass es sich um eine Kunstinstallation handelt. Von Ha Schult, einem deutschen Künstler. Die Austellung ist gewandert von der großen Mauer über Moskau und Paris und ist nun in Rom angekommen. Die Figuren bestehen aus Industrieabfällen, die zu menschenähnlicher Form gepresst wurden.
Was der Künstler uns damit sagen will, ist uns noch nicht so klar. Hat wohl was mit Verschwendung der Industrienationen zu tun. Von oben gesehen erinnert das ganze ein bisschen an die Terrakotta-Armee für Kaiser Qin Shihuangdis. Vielleicht möchte der Künstler uns auf diese Weise mitteilen, dass wir wieder Tongefäße statt Blechdosen verwenden sollen. Oder so.
sabato, marzo 24, 2007
venerdì, marzo 23, 2007
Stazione Trastevere
"Mos Eisley Space Port. You will never find a more wretched hive of scum and villainy..."Die Worte von Obi Wan Kenobi aus Krieg der Sterne hatten schon immer viel Weisheit. Und auch dieser Satz über den Weltraumhafen lässt sich wunderbar aus der Zukunft auf die Gegenwart transferieren, nämlich auf die Stazione Trastevere. Die prachtvolle neoklassizistischer Bau mit schönen Segmentbögen täuscht allzuleicht über die Zustände im Inneren hinweg, die den Nord-Ost-Ausgang der Stazione Termini zum Kinderparadies machen.
Mittlerweile ist die Stazione zu einem Refugium für Alkoholiker und Junkies geworden, die gröhlend, trinkend und rauchend den Aufenthalt etwas unangenehm machen. Die neben den Fahrkartenschaltern warten und jeden Reisenden um Geld und Zigaretten anschnorren. Und sowohl Innehalle als auch Aussenbereiche des Bahnhofs reichlich mit Urin bewässern.
Im Supermarkt im Bahnhof, der sich allein über den Dosenbierverkauf rentieren muss, muss man mittlerweile den Rucksack am Eingang abgeben und kauft unter dem Auge von Security-Personal ein. Die Böschung neben der Stazione wird übrigens mittlerweile zwei Mal im Monat von den sterblichen Hüllen des Dosenbiers von der Stadt Rom gereinigt. Die Carabinieri stehen täglich vor der Stazione, können aber wohl nichts machen. Was auch. In den Zeitungen stand, dass man weiss, dass die Stazione Trastevere als Stützpunkt für die Beutezüge der Taschendiebe im Leonardo Express zum Flughafen dient. Und dass fast jeden Monat ein toter Obdachloser aufgefunden wird. Die Stadt scheint absolut machtlos - oder nimmt diese Zustände einfach hin...
Perugia: Nachtrag
1) Die Regionalzüge, von denen ich dachte sie seien schönstes 60er-Jahre Design, sind in Wirklichkeit 2001 willentlich auf diesen Look "modernisiert" worden. Zumindest teilt uns das eine Gedenkplakette in diesen Zügen mit:
2) Auch in Rom wurden mal "Baci" verkauft, wie uns ein Schatten auf dem umbrisch-schokoladenfarbigen Gebäude auf der Via del Corso mitteilt:
domenica, marzo 18, 2007
Perugia
Dieser Stadtteil (Porta Eburnea) hat ein besonders schönes Wappen mit einem Elefanten (=> eburnea = elfenbeinern), der einen Turm auf dem Rücken trägt.
Nach der Porta Etrusca (Bild unten) war kein Stadtteil benannt, sie ist jedoch dennoch von hoher Bedeutung für die Stadtgeschichte. Sie wird auch Porta Augusta genannt wegen der Inschrift AUGUSTA PERUSIA, die auf die Restaurierung in Folge des bellum perusinum, dem perusinischem Krieg 40 v. Chr. zurückgeht.
In diesem Krieg, in dem Octavian (später Augustus) und Marcus Antonius die Nachfolge des ermordeten Caesar ausfochten, wurde die Stadt Rom unterworfen. Der Dichter Properz verarbeitet die Erfahrung des Bürgerkriegs in seiner Elegie I, 22:
Qualis et unde genus, qui sint mihi, Tulle, Penates,
quaeris pro nostra semper amicitia.
si Perusina tibi patriae sunt nota sepulcra,
Italiae duris funera temporibus,
cum Romana suos egit discordia cives
sic mihi praecipue, pulvis Etrusca, dolor,
tu proiecta mei perpessa's membra propinqui,
tu nullo miseri contegis ossa solo
proxima suppositos contingens Umbria campos
me genuit terris fertilis uberibus.Welcher Sorte ich bin und woher mein Geschlecht, welche Hausgötter ich habe, fragst du, Tullus, für unsere stete Freundschaft. Wenn dir die Grabmäler von Perugia, der Heimat, bekannt sind, die Gräber aus den harten Zeiten Italiens, als römische Zwietracht ihre Bürger trieb - so bist du, etruskischer Staub, insbesondere mir ein Schmerz, der du die niedergestreckten Glieder meines Verwandten ertragen hast, der du mit keiner Erde die Knochen des Unglücklichen bedeckt hast - das angrenzende Umbrien, das die umliegenden Äcker umfasst, brachte mich, fruchtbar wie es ist, auf reicher Erde hervor.
Nach der erneuten Zerstörung durch Totila im 6. Jhdt. und nach einer Zeit byzantinischer Dominanz blühte die Stadt im 12. Jhdt. auf. Die Stadt expandierte und breiteten sich die fünf Stadteile auch über die antiken Tore hinaus aus. Dies geschah sternförmig, jeweils entlang an einer Reichsstrasse, die durch die Tore verliefen. Jeder Stadtteil nannte neben einem eigenen Tor, Wappen und Farbe (s.o.) auch einen Heiligen und sogar einen der Bettelorden sein eigen. Die Straßen nahmen allesamt Ausgang vom zentralen Platz Perugias, auf dem sich die Fontana Maggiore befindet.
Dieser Brunnen auf der Spitze des Hügels ist eine hydraulisch-architektonische Meisterleistung und ist auch von einem kunsthistorischen Standpunkt her gesehen höchstinteressant: Das obere Becken wird von Säulen gestützt, die von einem weiteren Ring umgeben sind. Auf dem oberen Ring finden sich in die Säulen eingearbeitete allegorische Frauenfiguren. Auf dem unteren Ring sind in den Reliefs die 12 Monate mit Tierkreiszeichen abgebildet, desweiteren die sieben Künste (artes liberales), Szenen aus dem alten Testament und der römischen Mythologie. Auch der Greif, das Wappentier Perugias, ist zu sehen. Dieses Tier, zur unteren Hälfte Löwe, zur oberen Hälfte Adler, repräsentiert die Topographie der Stadt selbst mit starker Basis des Hügels und luftiger Oberstadt mit ihrer weitsichtigen Führung.
Die Führung der Stadt errichtete etwa zur gleichen Zeit den Palazzo dei Priori, ein Meisterwerk italienischer Gotik, auf dem der Greif zu finden ist (hier links, neben dem guelfischen Löwen zur Rechten):
Über der Kanzel findet sich ein Relief mit der Darstellung der vier Kardinaltugenden (Gerechtigkeit, Stärke, Tapferkeit, Mäßigung), welche quasi über den Prozess wachten:
Interessant ist die ungewöhnliche Darstellung der Gerechtigkeit (links aussen), da sie nicht wie üblich mit der Waage, sondern mit einem Schild und einem Schwert dargestellt wird, mit dem sie ein Tier tötet:
Was das für ein Tier sein soll, ist schwierig zu klären - sinnvollerweise muss es ein Tier mit negativer Konnotation sein, wenn es die Gerechtkeit tötet. In Dantes Göttlicher Komödie (canto I, 49 - 54) begegnet Dante einer abgemagerten Wölfin, welche eine Allegorie ist für die Habgier, deren Glut die Menschen verzehrt:
Ed una lupa, che di tutte brame
sembiava carca ne la sua magrezza,
e molte genti fé già viver grame,
questa mi porse tanto di gravezza
con la paura ch'uscia di sua vista,
ch'io perdei la speranza de l'altezza.Auch eine Wölfin, welche jede Glut
Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen,
Die schon auf viele schweren Jammer lud.Vor dieser mußte so mein Mut sich neigen
Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt,
Daß mir die Hoffnung schwand, zur Höh’n zu steigen.
Natürlich wäre das Töten des Symbols der Habgier eine passende Interpretation für die Darstellung der Gerechtigkeit in einem Gerichtssaal, in der über finanzielle Vergehen verhandelt wurde. Neben der Gerechtigkeit findet sich eine weitere Darstellung des Greifs Perugias (s. Bild oben), welcher auf einer Seite des Saales großzügig ausgearbeitet wurde:
Der Greif hält in seinen Klauen einen Ballen Wolle, das Symbol der Kaufmannsgilde. Diese war zusammen mit der Gilde der Geldwechsler die einzige, die den Greif in ihrem Wappen mit einer Krone versehen durfte - ein Privileg, was auf die Nobilität der Mitglieder dieser Gilden Bezug nimmt.
Auch die Gilde der Geldwechsler hat ihren Sitzungssaal prächtig ausschmücken lassen. Im sog. Collegio del Cambio stellte man dafür keinen geringeren an als den Künstler Pietro Vannuccio, wegen seiner Herkunft genannt Il Perugino. Seine Fresken zeigen die Harmonie zwischen heidnischen und christlichen Glauben. So stehen stehen zentrale Figuren des alten Testaments mit den sechs antiken Sybillen (Wahrsagerinnen) Seite an Seite:
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mercoledì, marzo 14, 2007
Der lange Schatten des Vatikan
Italien und der Laizismus, das ist so eine Sache. Momentan schlagen die Wellen hoch, weil der Vatikan sich mal wieder in die Politik einmischt. Es geht um die Frage der eingetragenen Partnerschaft, die es auch gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglichen würde, eheähnliche Rechte zu erlangen. Uns Ratzinger erklärte das natürlich für unnatürlich, und bat die Parlamentarier, gegen das diskutierte Gesetz zu stimmen. Mindestens 10% des Parlaments sollen übrigens selber schwul sein, las ich vor kurzem in der Repubblica. Von denen war aber wohl keiner vergangenes Wochenende bei der Demonstration vor dem Palazzo Farnese:
Es wurde sehr ausgiebig in den Medien hiervon berichtet - das Thema ist akut in Italien. Mir stellt sich die Frage, was die Institution der Familie mehr aushöhlt: Dem homosexuellen Anteil der Bevölkerung endlich Anerkennung und damit Rechte zu geben oder die Tatsache, dass ihre heterosexuellen Geschlechtsgenossen es in diesem Land vorziehen, auf ewig bei Mutti zu wohnen anstelle sich in die Ehe zu stürzen.
lunedì, marzo 12, 2007
Bomboloni statt Cruise Missiles!!!
Ein Tomahawk Marschflugkörper kostet eine halbe Million US$. Ein Bombolone kostet 1,70 EUR. Wahlweise erhältlich in der Standardausführung semplice oder auch mit höchst effektiver crema oder nutella-Füllung. Setzt den Konsumenten für mindestens 5 Minuten ausser Gefecht - Langzeitstudien zur tödlichen Nachwirkung (Arterienverkalkung, Übergewicht) stehen noch aus. Aus meiner Sicht die humanere Art der Kriegsführung. Und wer könnte zum Dschihad aufrufen wenn er den Mund voll Nutella hat?
Die Päpstin
Anti-römische / katholische Literatur, wie zum Beispiel der De nobilitate et Rusticate Dialogus des Frühhumanisten Felix Hemmerli, schlachtet derartige Legenden gerne aus und führt aus, dass in Konsequenz gewählte Papstanwärter sich einer Untersuchung zur Sicherstellung des männlichen Geschlechts unterziehen mussten. Nach dieser Quelle nahm der jüngste Kleriker diese vor, und rief frohlockend testiculos habet, falls er fündig wurde. Worauf die frohe Gemeinde deo gratias geantwortet haben soll.
Diese Untersuchung fand wohl auf einem extra dafür angefertigten Stuhl statt. Es gibt verschiedenen Kanditaten, von denen man glaubt, dass sie diese Rolle übernommen haben könnten. Einer davon ist dieser hier:
Dieser ist heute im schönen Kreuzgang von San Giovanni (!Cosmatenarbeiten!) ganz unscheinbar neben anderen wahllos angeordneten Marmorfundstücken zu finden. Wer die Legende nicht kennt, wird wohl kaum nach dem Zweck des eingearbeiteten Loches fragen und sich eher auf die schönen Akanthus-Reliefs auf der Seite des Stuhles konzentrieren...