Dives in Misericordia
Wessen Stadtbild von Rom durch Säulenstümpfe und wohlbehauenen Marmor geprägt ist, der wird stutzen beim Anblick der Kirche Dives in Misericordia, die sich auf einem weiten Platz im Stadtteil Tor Tre Teste erhebt.
Das Ganze erinnert ein bisschen an die Bauten auf dem Wüstenplaneten Tatooine aus den "Star Wars" Filmen.
Auch die Temperaturen in der ungeschützten Sonne entsprechen dem Wüstenplaneten, der übrigens gleich von zwei Sonnen bestrahlt wird. Der obligatorische Brunnen auf dem Gelände ist mittlerweile so aufgeheizt, dass er in jedem deutschen Badezimmer als Durchlauferhitzer willkommene Verwendung fände.
Um das Gelände herum reinigen finstre Gestalten, mit Hochdruckreinigern bewaffnet, die Fliesen.
Aber zurück in die Zukunft. Die Kirche Dives in Misericordia, um die es sich hier handelt, ist ein Werk des Architekten Richard Meyer, dem in Rom auch das 2006 eröffnete neue Museum um die Ara Pacis zu verdanken ist.
Die katholische Kirche hatte vor der Jahrtausendwende die Idee, einen Wettbewerb auszuschreiben ("50 Chiese per Roma 2000"), um auch in zentrumsfernen Gebieten Kirchengebäude von hohem architektonischen Wert zu errichten. Das bedeutet für mich eine odyssee-artige Anfahrt mit zeitaufwändigem Umsteigen, aber es lohnt sich, denn die futuristische Konstruktion ist einfach atemberaubend - und sogar interpretabel:
Die drei Segel (vgl. Bild ganz oben) führen einerseits den Gedanken des Kirchenschiffs im architektonischen, aber auch im bildchen Sinne weiter - man denke an die Navicella von Giotto. Na und wenn man schon ein stylishes spirituelles Kunstwerk aus drei Komponenten geschaffen hat - da kann man bezüglich der Interpretationsebenen immer noch eins mit der Trinität obendrauf setzen: "Il tutto si referisce discretamente alla Trinità", schreibt Meier selbst.
Im Inneren herrscht ein spannungsreiches und doch harmonisches Zusammenspiel zwischen den quadratischen Elementen und den Rundungen der vollen Segel. Meier schreibt hierzu: "The circle is used to represent perfection, the dome of the heavens. The square represents the earth, the four elements and the rational intellect."
Auch die Illumination der Kirche ist genial konstruiert. Die drei Segel schützen wie ein Kokon vor der prallen Sonne, während die offenen Glasfassaden zur Seite hin und nach oben den Kirchenraum hell und lichtdurchflutet erscheinen lassen - ohne dass man die Sonne sieht.
Bei aller Zukunftsträchtigkeit und Rafinesse dieser Kirche darf jedoch nicht vergessen werden, dass es sich genauso wie bei einer schlichten Bergkapelle um einen spirituellen Ort handelt, wie Meier selbst auf seinem Werk schreibt:
Die spirituelle Erfahrung der Menschen, die in dieser Kirche genau wie in jeder anderen Kirche unabhängig von ihrer Gestaltung im Vordergrund stehen sollte, wird etwas erschwert durch die zugegebenermaßen etwas melancholische Choralendlosschleife, wie auch vor mir schon ein deutscher Tourist im Gästebuch bemerkte:
Wie es mit der Spiritualität in der modernen Architektur auch sei, die Anfahrt in der prallen Sonne hat sich auf jeden Fall gelohnt - mir bleibt nur noch, die Kamera für das obligatorische Selbstauslöserfoto zu kalibirieren:
Das Ganze erinnert ein bisschen an die Bauten auf dem Wüstenplaneten Tatooine aus den "Star Wars" Filmen.
Auch die Temperaturen in der ungeschützten Sonne entsprechen dem Wüstenplaneten, der übrigens gleich von zwei Sonnen bestrahlt wird. Der obligatorische Brunnen auf dem Gelände ist mittlerweile so aufgeheizt, dass er in jedem deutschen Badezimmer als Durchlauferhitzer willkommene Verwendung fände.
Um das Gelände herum reinigen finstre Gestalten, mit Hochdruckreinigern bewaffnet, die Fliesen.
Aber zurück in die Zukunft. Die Kirche Dives in Misericordia, um die es sich hier handelt, ist ein Werk des Architekten Richard Meyer, dem in Rom auch das 2006 eröffnete neue Museum um die Ara Pacis zu verdanken ist.
Die katholische Kirche hatte vor der Jahrtausendwende die Idee, einen Wettbewerb auszuschreiben ("50 Chiese per Roma 2000"), um auch in zentrumsfernen Gebieten Kirchengebäude von hohem architektonischen Wert zu errichten. Das bedeutet für mich eine odyssee-artige Anfahrt mit zeitaufwändigem Umsteigen, aber es lohnt sich, denn die futuristische Konstruktion ist einfach atemberaubend - und sogar interpretabel:
Die drei Segel (vgl. Bild ganz oben) führen einerseits den Gedanken des Kirchenschiffs im architektonischen, aber auch im bildchen Sinne weiter - man denke an die Navicella von Giotto. Na und wenn man schon ein stylishes spirituelles Kunstwerk aus drei Komponenten geschaffen hat - da kann man bezüglich der Interpretationsebenen immer noch eins mit der Trinität obendrauf setzen: "Il tutto si referisce discretamente alla Trinità", schreibt Meier selbst.
Im Inneren herrscht ein spannungsreiches und doch harmonisches Zusammenspiel zwischen den quadratischen Elementen und den Rundungen der vollen Segel. Meier schreibt hierzu: "The circle is used to represent perfection, the dome of the heavens. The square represents the earth, the four elements and the rational intellect."
Auch die Illumination der Kirche ist genial konstruiert. Die drei Segel schützen wie ein Kokon vor der prallen Sonne, während die offenen Glasfassaden zur Seite hin und nach oben den Kirchenraum hell und lichtdurchflutet erscheinen lassen - ohne dass man die Sonne sieht.
Unten: das lichtdurchflutete Kirchenschiff mit der Orgel von Dives in Misericordia:
Bei aller Zukunftsträchtigkeit und Rafinesse dieser Kirche darf jedoch nicht vergessen werden, dass es sich genauso wie bei einer schlichten Bergkapelle um einen spirituellen Ort handelt, wie Meier selbst auf seinem Werk schreibt:
Die spirituelle Erfahrung der Menschen, die in dieser Kirche genau wie in jeder anderen Kirche unabhängig von ihrer Gestaltung im Vordergrund stehen sollte, wird etwas erschwert durch die zugegebenermaßen etwas melancholische Choralendlosschleife, wie auch vor mir schon ein deutscher Tourist im Gästebuch bemerkte:
Wie es mit der Spiritualität in der modernen Architektur auch sei, die Anfahrt in der prallen Sonne hat sich auf jeden Fall gelohnt - mir bleibt nur noch, die Kamera für das obligatorische Selbstauslöserfoto zu kalibirieren:
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