Die Mafia ist auch nicht mehr was sie mal war

Etichette: Skurriles
Ein Blog aus der ewigen Stadt. Über Erasmus an der "La Sapienza". Über die Widersprüche dieser Stadt. Sulla vera gioia di esserci.
Oder dem Dionysostheater, dass sich anschmiegt an den Hügel der Akropolis; der Ort, an dem die Meisterwerke attischen Dramas alljährlich uraufgeführt wurden?
An so schönen Frühlingstagen ist man nicht der einzige, der die Akropolis erklimmen möchte und dazu beiträgt, dass die Treppen vor den Propylaien verstopft sind voller Touristen.
Aber wer kann es ihnen verwehren, einen Blick zu werfen auf den Parthenon, die Perfektion des dorischen Tempels? Eine Fassade, die göttliche Proportionen ganz nach dem goldenen Schnitt aufweist, und eine Symmetrie, die sich dem Betrachter vor dem Tempel als fast unnatürlich offenbart, da die Baumeister der perspektivischen Verzerrung durch Modifikation der Tempelwand und Säulendicke entgegenwirkten.
Oder auf das Erechtheion, in dem sich das hölzerne Bild Athenes befand, was jedes Jahr an den Panathenäen geschmückt wurde. Es beherbergte auch den Ölbaum, den sie den Athenern anbot für die Stelle als Schutzpatronin der Stadt, und sich auf diese Weise gegen Poseidon durchsetzte, dessen Dreizack eine Spalte vor dem Tempel öffnete, aus der jedoch nur Salzwasser floss.
Oder diese Vase, deren Darstellung eines korinthischen Helmes sich offensichtlich an meiner Kappe orientiert hat.
Wobei ja schon Xenophon sich in seinem Symposion auf Homer beruft (Il. XI, 630: χάλκειον κάνεον, ἐπὶ δὲ κρόμυον ποτῷ ὄψον) und auf die trankesfördernde, aber küsseverhinderne Wirkung der Knollengewächse hinweist.
Allein die Erinnerung an die Fischorgien lassen die ersten Bissen des panis cottidianus Romanus (Pizza) nur schwer wieder runtergehen...
Man muss sagen, dass Athen sich durch die Olympiade 2004 sehr zum positiven hin verändert hat. Es ist sauber, renoviert, und der öffentliche Nahverkehr auch in die äusseren Regionen ist vorbildlich. So machten wir uns mit der fast schon asiatisch-perfekt wirkenden Metro auf nach Piräus, dem Hafen Athens.
Von dort ging es am nächsten Morgen weiter mit der Fähre auf die Insel Ägina.
Ein Mann mit bewunderswertem Humor hat einmal gesagt, der größte Misstrauensbeweis gegen Gott wäre ein Blitzableiter auf einer Kirche. Wie das mit dem Popen ist, der es sich direkt vor dem Rettungsboot bequem macht, weiss ich leider nicht.
Vielleicht war er auf dem Weg nach Agios Nektarios, einem orthodoxen Kloster im Herzen Äginas. Leider schrecklich neu restauriert aussen.
Klerikale Gebäude dürfen Frauen in Griechenland nur in angemessener Kleidung besuchen - und das bedeutet für einen orthodoxen Christen keine Hosen, sondern nur in Röcken. Die man sich in modischen Farben zum Überziehen vor Ort leihen kann.
Neben dem Kloster befinden sich noch zahlreiche Eremitenhütten, in welche sich Mönche in die Einsamkeit der Berge zurückzogen. Ansonsten lohnt aber vor allem die Besichtigung der antiken Sahnestückchen Äginas wie zum Beispiel des Aphaia-Tempels.
Der Tempel war gewidmet der Göttin Aphaia, die nur auf Ägina einen Kult genoss. Von aussen wirkt der Tempel etwas karg, was damit zusammenhängt, dass der bayerische Kronprinz Ludwig 1812 die Giebelfiguren nach München exportierte. Dort können sie übrigens heute in der Glyptothek als sog. Aigineten bewundert werden. Ich weiss bis heute nicht, ob die Schulgruppe, die vor dieser Kulisse das Bayernlied anstimmte und sich als Regensburger Domspatzen outeten, dies aus ironischer Ignoranz über diese Tatsache tat oder gerade zum tiefen Ausdruck der Verbundenheit Bayerns und Griechenlands...
Mit einem gnadenlos untermotorisierten Lada liess sich die gesamte Insel in angemessener Geschwindigkeit und Gemütlichkeit weiter erkunden.
Ägina besticht durch wunderbare unberührte Strände - aber bei 18° Wassertemperatur muss man sich den Aufenthalt im Wasser schon schönreden...

Etichette: UNESCO Weltkulturerbe, Vor den Mauern Roms
Beim ersten Mal sagte ich "ein bisschen kürzer, bitte" und stimmte dem Einsatz der Haarschneidemaschine zu und verließ als optischer Neonazi den parrucchiere. Das nächste Mal antwortete ich auf die Frage "einen oder zwei?" mit "einen (gedacht: Zentimeter) bitte" und realisierte erst beim tiefen Fräsen in meinen Koteletten, dass der Meister wohl in Millimetern dachte.



Die Kreuzwegsprozession wird vom Papst persönlich durchgeführt und findet zum größten Teil im Kolosseum selbst statt, das eindrucksvoll von Kerzen und brennenden Kreuzen illuminiert wird:



In der Kirche finden sich prächtige Mosaiken von Szenen aus dem alten Testament: die Geschichte von Abraham and Melchizedek, das Opfer Isaaks, Moses und der brennende Dornbusch, Jeremiah and Jesaia als Vertreter der Stämme Israels, und der Brudermord zwischen Kain und Abel.

Innerhalb der Kirche finden sich auch bedeutende Mosaiken des oströmischen Kaiser Iustinian I. Dieser war von Byzanz (Istanbul) aus Herrscher über Ravenna, welches eine bedeutende Stadt des sog. Exarchats darstellte, dem Herrschaftsbereich Ostroms auf italienischem Territorium.
Rechts neben im befindet sich im Bild eine Person mit der Überschrift MAXIMIANUS, der Bischof, unter welchem die Kirche gebaut wurde. Ursprünglicher Auftraggeber war jedoch nicht, wie man bei den Herrscherdarstellungen in der Kirche denken könnte, der Kaiser Iustitinian, sondern der Ostgotenkönig Theoderich, welcher ein Jahr später starb. Das Andenken an ihn in der Kirche zu verwischen hatte tieferen Sinn, weil er der christlichen Strömung der Arianer angehörte - eine Überzeugung, die man aus Byzanz nicht teilte.
Im zentralen Medaillon des Baptisteriums der Arianer finden wir Jesus bei seiner Taufe im Jordan. Er ist nackt, während im Johannes (mit Fell) der Täufer Wasser über den Kopf schüttet. Die Figur links (mit Schilfrohr) stellt dabei den personifizierten Fluss Jordan dar. Umringt wird das ganze durch die Apostel, unter anderem Paulus mit Schriftrolle und Petrus mit den obligatorischen Himmelsschlüsseln. Zwischen den beiden befindet sich der mit einem Kreuz geschmückte Thron Christi.
Berühmt ist das Mausoleum auch für Darstellung von zwei Tauben, die aus der Wasserschale trinken, die Umsetzung eines Psalmzitats:
Geweiht ist die Kirche übrigens dem Heiligen Laurenzius, einem Märtyrer, welcher auf einem Rost gegrillt wurde, weil er seinem Glauben nicht abschwören wollte:
Auch sehenswert ist die Kirche Sant'Apollinare Nuovo. Sie ist dem ersten Bischof von Ravenna geweiht und wurde ebenso wie San Vitale ursprünglich vom Ostgotenkönig Theoderich in Auftrag gegeben. Sie ist geschmückt mit Szenen aus dem Leben Jesu und unter anderem durch die Prozession der 22 Jungfrauen (s.u.).
Diese folgen den heiligen drei Königen auf dem Weg zum Jesuskind auf dem Schosse Mariae:

Etichette: UNESCO Weltkulturerbe, Vor den Mauern Roms
Bei Regen ist die Wirkung der Orange-Töne natürlich nicht ganz so spektakulär wie im warmen Herbstlicht, aber hier trotzdem mal ein Eindruck vom Palazzo Civico:

(Frühlingsmonat April: oben Triumph der Venus mit dem Schwanenwagen, in der Mitte der Stier, unten Szenen aus dem Stadtleben, auf denen Borso d'Este mit einem Narren zu sehen ist)
Im Inneren finden sich zahlreiche antikenlastige Deckengemälde, die man Dank der Spiegelkonstruktionen am Boden (hier flossen Gelder der UNESCO) in ihrer vollen Prach bewundern und photographieren kann:
Wobei die Sprinkleranlagen, die modernen Brandschutzauflagen fordern, teilweise etwas unglücklich positioniert sind:
Als gnadenloser Kritiker der verdorbenen Strukturen in der Kirche und den Herrscherhäusern sorgte er für die Vertreibung der Medici aus Florenz, über welches er nach der Vorhersage des Sterbedatums des Papstes de facto herrschte. Unerbittlich und radikal forcierte er die Buße der Menschen und die Abwendung vom Luxus. So forderte er, das Leben im Diesseits verachtend, 1497 die Verbrennung entsprechender Gegenstände und auch von Kunstwerken auf dem sog. "Scheiterhaufen der Eitelkeiten".
Dort befindet man sich nicht in Ägypten, sondern am Palazzo dei Diamanti, welcher für seine einzigeartige Mauerstruktur so genannt wird. Heute ist er ein bedeutendes Kunstmuseum.
Etichette: UNESCO Weltkulturerbe, Vor den Mauern Roms