giovedì, aprile 26, 2007

Hellas

Kein Philologe ohne Phernweh - entweder nach Italien oder nach Griechenland. Nur schwer konnte ich meiner dauerhaften Geliebten Rom erklären, dass ich sie wochenlang pholler Philhellenismus mit Hellas, dem Land der schönen Helena betrogen habe... Aber wer könnte von der Akropolis aus der sanften Rundung des Lykavittos widerstehen, die aus einer schneeweissen Haut von mediterranen Plattenbauten in den Himmel ragt?

Oder dem Dionysostheater, dass sich anschmiegt an den Hügel der Akropolis; der Ort, an dem die Meisterwerke attischen Dramas alljährlich uraufgeführt wurden?

An so schönen Frühlingstagen ist man nicht der einzige, der die Akropolis erklimmen möchte und dazu beiträgt, dass die Treppen vor den Propylaien verstopft sind voller Touristen.

Aber wer kann es ihnen verwehren, einen Blick zu werfen auf den Parthenon, die Perfektion des dorischen Tempels? Eine Fassade, die göttliche Proportionen ganz nach dem goldenen Schnitt aufweist, und eine Symmetrie, die sich dem Betrachter vor dem Tempel als fast unnatürlich offenbart, da die Baumeister der perspektivischen Verzerrung durch Modifikation der Tempelwand und Säulendicke entgegenwirkten.

Oder auf das Erechtheion, in dem sich das hölzerne Bild Athenes befand, was jedes Jahr an den Panathenäen geschmückt wurde. Es beherbergte auch den Ölbaum, den sie den Athenern anbot für die Stelle als Schutzpatronin der Stadt, und sich auf diese Weise gegen Poseidon durchsetzte, dessen Dreizack eine Spalte vor dem Tempel öffnete, aus der jedoch nur Salzwasser floss.

Der Vorbau wird getragen von 6 Koren, deren Originale sich mittlerweile wegen der Luftverschmutzung in Akropolismuseum befinden - bis auf eine, welche das gleiche Schicksal wie das gesamte Fries des Parthenon ereilte und nun ihr Dasein im britischen Museum in London fristet.


Neben dem Akropolismuseum ist auch das Nationalmuseum Athens ein absolutes Muss. Dort befindet sich neben prominenten Exponaten wie der Goldmaske des Agamemnons auch diese Darstellung von Aphrodite, wie sie mit einer Sandale den ziegenfüssigen Verehrer abhält.

Oder diese Vase, deren Darstellung eines korinthischen Helmes sich offensichtlich an meiner Kappe orientiert hat.

Eher dürftig ist neben diesen Gemmen der Kultur die griechische Esskultur - wenn man den Blick darauf belässt, wie man Touristen abfertigt mit rohkostlastigen Zwiebel- und Knoblauchpräparaten.

Wobei ja schon Xenophon sich in seinem Symposion auf Homer beruft (Il. XI, 630: χάλκειον κάνεον, ἐπὶ δὲ κρόμυον ποτῷ ὄψον) und auf die trankesfördernde, aber küsseverhinderne Wirkung der Knollengewächse hinweist.

Im privaten Bereich sind die Griechen jedoch ganz dem homerischen Ideal der φιλοξενία (Gastfreundschaft) verpflichtet.

Allein die Erinnerung an die Fischorgien lassen die ersten Bissen des panis cottidianus Romanus (Pizza) nur schwer wieder runtergehen...

Man muss sagen, dass Athen sich durch die Olympiade 2004 sehr zum positiven hin verändert hat. Es ist sauber, renoviert, und der öffentliche Nahverkehr auch in die äusseren Regionen ist vorbildlich. So machten wir uns mit der fast schon asiatisch-perfekt wirkenden Metro auf nach Piräus, dem Hafen Athens.

Von dort ging es am nächsten Morgen weiter mit der Fähre auf die Insel Ägina.

Ein Mann mit bewunderswertem Humor hat einmal gesagt, der größte Misstrauensbeweis gegen Gott wäre ein Blitzableiter auf einer Kirche. Wie das mit dem Popen ist, der es sich direkt vor dem Rettungsboot bequem macht, weiss ich leider nicht.

Vielleicht war er auf dem Weg nach Agios Nektarios, einem orthodoxen Kloster im Herzen Äginas. Leider schrecklich neu restauriert aussen.

Klerikale Gebäude dürfen Frauen in Griechenland nur in angemessener Kleidung besuchen - und das bedeutet für einen orthodoxen Christen keine Hosen, sondern nur in Röcken. Die man sich in modischen Farben zum Überziehen vor Ort leihen kann.

Neben dem Kloster befinden sich noch zahlreiche Eremitenhütten, in welche sich Mönche in die Einsamkeit der Berge zurückzogen. Ansonsten lohnt aber vor allem die Besichtigung der antiken Sahnestückchen Äginas wie zum Beispiel des Aphaia-Tempels.

Der Tempel war gewidmet der Göttin Aphaia, die nur auf Ägina einen Kult genoss. Von aussen wirkt der Tempel etwas karg, was damit zusammenhängt, dass der bayerische Kronprinz Ludwig 1812 die Giebelfiguren nach München exportierte. Dort können sie übrigens heute in der Glyptothek als sog. Aigineten bewundert werden. Ich weiss bis heute nicht, ob die Schulgruppe, die vor dieser Kulisse das Bayernlied anstimmte und sich als Regensburger Domspatzen outeten, dies aus ironischer Ignoranz über diese Tatsache tat oder gerade zum tiefen Ausdruck der Verbundenheit Bayerns und Griechenlands...

Mit einem gnadenlos untermotorisierten Lada liess sich die gesamte Insel in angemessener Geschwindigkeit und Gemütlichkeit weiter erkunden.

Ägina besticht durch wunderbare unberührte Strände - aber bei 18° Wassertemperatur muss man sich den Aufenthalt im Wasser schon schönreden...


Wer Griechenland in Richtung Rom verlässt, der tut dies mit schwerem Herzen in Erinnerung an die bukolische Idylle und mit dem Gedanken, wie unnötig komplex wir unsere Welt doch gemacht haben...

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