sabato, aprile 07, 2007

Ravenna

Ravenna ist die Stadt der Mosaiken. Ausgiebige Reiseführerlektüre legt zwar nahe, dass diese Formulierung jetzt nicht wirklich originell ist, um nicht zu sagen ausgelutscht, aber diese Form der Kunst in den frühchristlichen Kirchen lockt nunmal die Besucher und verleiht der Stadt seit 10 Jahren den Status des UNESCO-Weltkulturerbes.

Eine der bedeutendsten Kirchen Ravennas ist die Kirche San Vitale aus dem 6. Jahrhundert. Ungewöhnlich ist der Grundriss der Kirche als achteckiger Zentralbau, an welchem sich sowohl die Hagia Sophia in Istanbul als auch die Pfalzkapelle Karls des Großen in Aachen orientierten.


In der Kirche finden sich prächtige Mosaiken von Szenen aus dem alten Testament: die Geschichte von Abraham and Melchizedek, das Opfer Isaaks, Moses und der brennende Dornbusch, Jeremiah and Jesaia als Vertreter der Stämme Israels, und der Brudermord zwischen Kain und Abel.



Innerhalb der Kirche finden sich auch bedeutende Mosaiken des oströmischen Kaiser Iustinian I. Dieser war von Byzanz (Istanbul) aus Herrscher über Ravenna, welches eine bedeutende Stadt des sog. Exarchats darstellte, dem Herrschaftsbereich Ostroms auf italienischem Territorium.

Rechts neben im befindet sich im Bild eine Person mit der Überschrift MAXIMIANUS, der Bischof, unter welchem die Kirche gebaut wurde. Ursprünglicher Auftraggeber war jedoch nicht, wie man bei den Herrscherdarstellungen in der Kirche denken könnte, der Kaiser Iustitinian, sondern der Ostgotenkönig Theoderich, welcher ein Jahr später starb. Das Andenken an ihn in der Kirche zu verwischen hatte tieferen Sinn, weil er der christlichen Strömung der Arianer angehörte - eine Überzeugung, die man aus Byzanz nicht teilte.

(kein frühchristlicher Atommeiler, sondern das Grab von Theoderich, der 526 in Ravenna starb)

Aus der Zeit der gotischen Herrschaft stammt auch das Baptisterium der Arianer, eine frühchristliche Taufkapelle. Im frühen Christentum waren theologische bzw. christologische Kernfragen keinesfalls ausgefochten und es brauchte zahlreiche Konzile, um das zu formen, was heute unter "katholischem Glauben" präsentiert wird. Kernfrage im theologischen Streit mit den Arianern (bennant nach deren Repräsentant Arius) war die Frage über die genaue Natur Jesu - höchstens gottähnlich, sagten die Arianer, eher gar nicht Gott, aber auf keinem Fall gottgleich.


Im zentralen Medaillon des Baptisteriums der Arianer finden wir Jesus bei seiner Taufe im Jordan. Er ist nackt, während im Johannes (mit Fell) der Täufer Wasser über den Kopf schüttet. Die Figur links (mit Schilfrohr) stellt dabei den personifizierten Fluss Jordan dar. Umringt wird das ganze durch die Apostel, unter anderem Paulus mit Schriftrolle und Petrus mit den obligatorischen Himmelsschlüsseln. Zwischen den beiden befindet sich der mit einem Kreuz geschmückte Thron Christi.

Sehenswert ist zudem das Mausoleum der Galla Placidia. Sie war die Tochter des christlichen Kaisers Theodosius, wurde aber wohl nie wirklich in dem ca. 425 erbauten Mauoleum begraben. An dem schönen blauen Himmelsmosaik hat sich übrigens evtl. Giotto orientiert bei der Gestaltung der Capella degli Scrovegni in Padua...

Berühmt ist das Mausoleum auch für Darstellung von zwei Tauben, die aus der Wasserschale trinken, die Umsetzung eines Psalmzitats:

Geweiht ist die Kirche übrigens dem Heiligen Laurenzius, einem Märtyrer, welcher auf einem Rost gegrillt wurde, weil er seinem Glauben nicht abschwören wollte:

Auch sehenswert ist die Kirche Sant'Apollinare Nuovo. Sie ist dem ersten Bischof von Ravenna geweiht und wurde ebenso wie San Vitale ursprünglich vom Ostgotenkönig Theoderich in Auftrag gegeben. Sie ist geschmückt mit Szenen aus dem Leben Jesu und unter anderem durch die Prozession der 22 Jungfrauen (s.u.).

Diese folgen den heiligen drei Königen auf dem Weg zum Jesuskind auf dem Schosse Mariae:


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