giovedì, aprile 05, 2007

Ferrara

Ferrara ist ein bisschen wie ein Blumentopf. Zumindest was die Farbgebung angeht. Die Häuser sind teilweise vollkommen aus terracotta-Material erbaut und reichlich damit verziert:

Bei Regen ist die Wirkung der Orange-Töne natürlich nicht ganz so spektakulär wie im warmen Herbstlicht, aber hier trotzdem mal ein Eindruck vom Palazzo Civico:

Von dort aus gelangt man zur gotischen Kathedrale von Ferrara. Das Portal weist den Besucher der Kirche auf das jüngste Gericht hin, und oberhalb der Bögen ist zu sehen, wie die Toten, zum Gericht gerufen, aus ihren Särgen herausklettern.


Kunst gibt es in Ferrara viel zu sehen. Das hängt mit der entsprechenden Förderung durch das Fürstenhaus von Ferrara, den d'Este zusammen. Den Einfluss eines Abkömmlings dieses Hauses, Kardinal Ippolito II. d'Este, konnten wir schon in der Villa d'Este in Tivoli bewundern.

Auch die eindrucksvollen Fresken im Palazzo Schifanoia (übersetzt etwa "Verabscheuen der Langeweile") sind dem Kunstgeschmack des Fürstenhauses zu verdanken. Das Gebäude stammt ursprünglich aus dem 14. Jhdt., aber die künstlicherische Gestaltung wurde durch Borso d'Este Ende des 15. Jhdt. angeregt. Cosmè Tura und Francesco del Cossa malten den bedeutendsten Saal des Gebäudes aus, den salone dei mesi.

Ein Zyklus von 12 Fresken stellt, soweit noch erhalten, jeden Monat dar mit (von oben nach unten) 1) einer entsprechenden antiken Gottheit, 2) dem Sternzeichen und 3) entsprechenden Szenen aus dem Stadtleben, die reich geschmückt sind mit Personen aus dem Fürstenhaus der Este.

(Frühlingsmonat April: oben Triumph der Venus mit dem Schwanenwagen, in der Mitte der Stier, unten Szenen aus dem Stadtleben, auf denen Borso d'Este mit einem Narren zu sehen ist)

Ercole I. d'Este, der Nachfolger von Borso d'Este, liess im Krieg gegen Venedig die Stadt ausbauen. Die zentrale Festung der Stadt, das Castello Estense, welche zugleich Sitz des Fürstenhauses war, lag zuvor schlecht geschützt im Norden der Stadt (unteres Drittel der unteren Karte). Die addizione erculea, d.h. die Herkulanische Erweiterung der Stadt im Norden, sollte Puffer geben gegen den ungeschützten Nordteil der Stadt. Ihre Stadtmauern sind heute noch erhalten und bilden die Grenzen der heutigen Stadt:


Man sieht in der oberen Hälfte der Festungsmauern ein Kreuz von zwei zentralen Strassen. Ercole I. d'Este hat den neu entstandenen Platz genutzt, um den mittelalterlichen Stadtkern (unteres Drittel der Karte) Platz zur Weiterentwicklung zu geben. Ferrara war die erste Stadt, die sich damit zum Teil vom mittelalterlichen Strassensystem lösen konnte und einen großen Teil der Stadt grosszügig nach römischem Planprinzip anlegen konnte. Die beiden Hauptstrassen in Ost-West und Nord-Süd-Richtung (nach römischen Prinzip decumanus und cardo) treffen sich in der oberen Hälfte des Plans in einem Punkt.

Das oben schon erwähnte Castello Estense ist das Highlight der Stadt. Vom Wachturm über den offenen Norden der Stadt wandelte es sich mit der Zeit und dem Einfluss des Fürstenhauses zur prächtig ausgeschmückten und stark befestigten Festung inklusive Wassergraben.

Im Inneren finden sich zahlreiche antikenlastige Deckengemälde, die man Dank der Spiegelkonstruktionen am Boden (hier flossen Gelder der UNESCO) in ihrer vollen Prach bewundern und photographieren kann:

Wobei die Sprinkleranlagen, die modernen Brandschutzauflagen fordern, teilweise etwas unglücklich positioniert sind:

Vor dem Castello Estense findet sich auch das Denkmal des Dominikanermönches Girolamo Savonarola, der im 15. Jhdt. in Italien für Aufsehen sorgte und der in Ferrara geboren wurde:
Als gnadenloser Kritiker der verdorbenen Strukturen in der Kirche und den Herrscherhäusern sorgte er für die Vertreibung der Medici aus Florenz, über welches er nach der Vorhersage des Sterbedatums des Papstes de facto herrschte. Unerbittlich und radikal forcierte er die Buße der Menschen und die Abwendung vom Luxus. So forderte er, das Leben im Diesseits verachtend, 1497 die Verbrennung entsprechender Gegenstände und auch von Kunstwerken auf dem sog. "Scheiterhaufen der Eitelkeiten".


Die Bewohner Florenz, von Rom und der Obrigkeit aufgebracht, dankten es ihm jedoch letzten Endes mit seiner eigenen Verbrennung auf dem Scheiterhaufen 1498 in Florenz.

Vom Castello Estense gelangt man leicht zum Schnittpunkt der beiden Hauptstrassen der "Neustadt", von denen oben die Rede war.
Dort befindet man sich nicht in Ägypten, sondern am Palazzo dei Diamanti, welcher für seine einzigeartige Mauerstruktur so genannt wird. Heute ist er ein bedeutendes Kunstmuseum.


Zentral am Schnittpunkt der beiden Hauptstrassen gelegen, kann man sich dann hier bequem in den Bus setzen, um vor dem Regen zum Bahnhof zu flüchten...

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