venerdì, giugno 29, 2007

Vulgäres unter der Erde

Μῆνιν ἄειδε θεὰ Πηληϊάδεω Ἀχιλῆος...
Man sagt, mit dem Zorn Achilles, den ersten Worten von Homers Ilias, beginnt die europäische Literatur.
Wer sich die Frage stellt, mit welchen Worten die italienische Sprache beginnt, muss in Rom tief hinabsteigen unter die Erde.

Der Vorläufer der italienischen Sprache ist, wie bei allen romanischen Sprachen, das Latein. Bzw. die Zwischenstufe des sog. Vulgärlatein. Wie vulgär das ist, zeigt das erste Zeugnis dieser Srpache auf einem Fresko in der unterirdischen Basilika von San Clemente.

Dargestellt ist die Legende von Papst Clemens und dem Adligen Sisinnius. Dessen Frau Theodora war zu einer von Clemens abgehaltenen Messe der Christen gegangen, wohin sie ihr Mann verfolgt hatte. Sisinnius wurde blind und taub geprügelt, und Clemens besuchte das Ehepaar später zu Hause, um Sicht und Gehör wiederherzustellen.

Sisinnius war sehr erbost darüber, den Papst in seinem Haus zu erblicken, und befahl seinen Dienern, ihn abzuführen. Doch von Gott geblendet fesselten sie nicht den Papst, sondern eine Marmorsäule, die sie fortzogen. Clemens quittierte das ganze mit dem Spruch: "Wegen der Härte eures Herzens gebührt es euch, Steine wegzuschleppen anstelle von mir."

(unterer Teil des Fresko mit Clemens, Säule und Dienern)

An dieser Stelle befindet sich in den Inschriften auf dem Fresko das früheste Zeugnis des Vulgärlatein, und zwar im Befehl des Sisinnius an seine Diener: "File dele pute, traite".

"Zieht, ihr Hurensöhne" - ein wahrlich vulgäres sprachgeschichtliches Dokument...