sabato, maggio 12, 2007

Neulich an der Ara Pacis

Von der Ara Pacis hatten wir es ja hier schon ein Mal an anderem Orte. Von Richard Meier mit einer modernen Hülle versehen ist sie immer wieder einen Besuch wert - wenn man etwas Glück hat, nicht nur aus archäologischen Gründen.


Ein kleiner Künstler schmückt dort, zwischen Ara Pacis und dem Augustusmausoleum, von Zeit zu Zeit die Pfeiler der Absperrung mit kleinen Kunstwerken. Dem ganzen stellt er das kunsttheoretische Manifest voran, dass es nötig ist, auch in den kleinen Details zu zeigen, dass Rom ein Freilichtmuseum ist:

Die Bandbreite seiner Kunstwerke reicht dabei von gesellschaftskritischen Anspielungen ...

... über antike Anspielungen ...

... bis hin zum nihilistisch-praktischem Kokettieren mit dem Kunstbegriff:

Folgendes Element ist vielleicht mehr als Versuch der Integration des Publikums in das Ganze des Kunstwerks zu sehen:

Und auch die Auseinandersetzung mit klassisch-christlicher Ikonographie darf natürlich nicht fehlen:Mein absoluter Favourite ist jedoch die folgende Plastik:


Die geschichtsträchtige Antikenanspielung auf Kaiser Konstantin unterstreicht die zeitliche Konstanz des Streben der Menschheit nach Geld - vielleicht auch eine subtile Kritik an den vollen Konten des Vatikan?

Der Künstler zeigt sich auf jeden Fall äusserst generös, wie folgendes Sonderangebot zeigt:

Dass der Künstler auf kleine Spenden (am besten in Banknotenform) angewiesen ist, lässt er uns an der offiziellen Museumsinformation wissen:

Wogegen ich übrigens eine selbstgezeichnete und signierte Kunstpostkarte vom Künstler persönlich erhalten habe:


Ob diese irgendwann mal das Studium meiner Kinder finanzieren kann wage ich zu bezweifeln. Aber der Wert dieses Freilichtmuseums liegt auch woanders. Denn es ist unglaublich, wie man die gute Laune und das sich-selbst-nicht-ganz-so-ernst-nehmen von diesem Ort mitnimmt in den Rest des Tages. Und es zeigt, wie wichtig solche Menschen sind, weil sie nicht nur Rom, sondern das ganze Leben an sich lebens- und liebenswerter machen.


venerdì, maggio 11, 2007

Tag der Polizei

155 Jahre gibt es sie nun, die italienische Polizei. Wir gratulieren herzlich und feiern den runden (?) Geburtstag mit einem Grossevent auf der Piazza del Popolo! Auf dem die italienische Polizei jede Menge ihres Spielzeug volksnah präsentiert, vom Bombenentschärfroboter bis zum Polizeimotorrad.

Aber Männer würden ihre Spielzeuge gar nicht erst auspacken, wenn sie damit nicht vor ihren Spielkameraden angeben könnten. Also kamen aus ganz Europa die besten Einsatzwagen, um poliert mit Datenblatt präsentiert werden.

Und ein deutscher BMW Polizeiturbodiesel wäre nicht komplett ohne die zunftgerechte Zwei-Mann-Oberlippenbartbesatzung! Stiltechnisch weckt das nicht nur Heimatgefühle, sondern katapultiert die deutschen Vollzugsbeamten auch ganz hoch in die Top Ten der europäischen Ordnungshüter.

Aber die Italiener liessen es sich es mal wieder nicht nehmen, ihren Heimvorteil zu nutzen und die PS-Parade souverän zu ihren Gunsten zu entscheiden: Die Firma Lamborghini rüstete die italienische Autobahnpolizei mit zwei Wägen aus - deren tieferen Sinn neben Repräsentanz und innereuropäischer Prollerei ich noch nicht durchschaut habe.


Wie dem auch sei, Freud hätte auf jeden Fall seine wahre Freude gehabt an diesem Nachmittag auf der Piazza del Popolo!

mercoledì, maggio 02, 2007

1 Maggio Duemillasette

Man könnte ja auf den ersten Blick meinen, die Menschen auf dem Bild unten wären gute Christen, die sich zu zehntausenden vor der Fassade von San Giovanni in Laterano versammelt haben.

Doch das besonnene Überangebot an Dixi-Toilettenhäuschen und die omnipräsenten Schirme prominenter Biermarken lassen keinen Zweifel: am ersten Mai eröffnet Rom die Open-Air-Saison!

Mit Tag der Arbeit hat der primomaggio nicht mehr allzuviel zu tun. Gefeiert wird jedoch ausgiebig. Na gut, es gibt, von den Künstlern mal abgesehen, schon welche die arbeiten. Das sind die Zigeuner, unter deren prüfendem Blick man das Meer der Masse betritt und verlässt...

Da ergriffen wir natürlich Maßnahmen, und nach ein paar Minuten spürte ich die unangenehme zweite Sohle in meinem Schuh aus Geldscheinen und Kreditkarten fast gar nicht mehr. Der Bierverkäufer rümpfte noch nicht einmal mehr die Nase, als ich damit bezahlte - muss wohl an der Nähe zu den Toilettenhäuschen gelegen haben, die an altrömische Verhältnisse erinnerten.


Das böse Erwachen:


martedì, maggio 01, 2007

Aix-en-Provence / Marseille

Spätestens die Umfragen bestätigen, was jeder Gast dieser Stadt schon längst weiss: Aix-en-Provence ist die Stadt mit der höchsten Lebensqualität in Frankreich. Es ist grün, es ist sauber, es riecht nach Frühling - und auch wenn die Stadt sehr überschaubar ist, so fühlt man sich sofort wohl hier. Die Restaurantdichte ist enorm, und die französisch-provençalische Küche führt einem sehr schnell vor Augen, wie simpel gestrickt die italienische Küche bei aller Leckerheit doch ist.

Apéritif à la française:

Ein Gläschen im warmen Licht der südfranzösischen Abendsonne:


Der Brunnen an der Rotonde, dem Beginn des Cours Mirabeau, der Prachstrasse von Aix, welche die unzähligen Strassencafés säumen.

Für Römer, über deren Seele sich eine Patina von hässlich-überladenen barocken Schnörkeleien gelegt hat, ist die Kathedrale von Aix eine wahre Wohltat mit ihren gotischen Formen.

Das reich verzierte Portal führt in den kargen Innenraum der Kirche:

In dem sich an die Kathedrale anschliessenden Kloster befindet sich einer der schönsten Kreuzgänge der gesamten Provence:

Aix besticht jedoch nicht nur durch ein paar Gemmen der Architekturgeschichte, sondern auch durch bedeutende kunsthistorische Vergangenheit. In der Stadt befindet sich, ganz nach Art der "Stolpersteine" mit denen man in deutschen Städten der Judenvertreibung gedenkt, der parcours Paul Cézanne.
Paul Cézanne wurde in Aix-en-Provence geboren, arbeitete und starb hier. Sein Atelier kann heute noch besichtigt werden in fast unberührtem Zustand, ebenso wie sein Garten, in den er sich zurückzog, um sich von der Muse küssen zu lassen.

Ein bisschen über der Stadt gelegen befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem aus Cézanne den Berg Saint Victoire in verschiedensten Versionen malte und in unzähligen Werken verewigte.


Von Aix aus erreicht man mit dem Bus innerhalb von einer halben Stunde auch Marseille, auf dessen höchsten Hügel die Kirche Notre Dame de la Garde weit sichtbar über den Hafen wacht:


Innerlich wie äusserlich bezog man sich beim Bau im 19. Jhdt. auf alte Formen. Der Blick ins Innere zeigt, dass man byzantinischen Stil mehr oder weniger erfolgreich zu kopieren versuchte:

Da ist der Blick ausserhalb der Kirche auf die Stadt hinab mit ihrem Hafen schon beeindruckender.

Am Hafen beginnt auch das sog. Quartier du Panier, dem ursprünglichsten Viertel Marseilles.

In Bezug auf Marseille von "ursprünglich" zu sprechen ist schwierig, da die Hafenstadt wie keine andere französische Stadt von den Einwanderen aus dem nahen Nordafrika geprägt wird. Zwischen arabischen Musikgeschäften, Shisha-Bars und Kebap-Läden wartet man vergeblich auf den Franzosen mit Baskenmütze mit quergestreiftem Hemd und Baguette unterm Arm...

Heimatliche Gefühle weckte in mir der Triumphbogen neben der Abfahrtsstelle des Busses nach Aix. Der Brunnen wird übrigens in Marseille auch Porte d'Aix genannt.

Bei seinem Bau orientierte man sich an alten Formen, d.h. römischen Vorbildern (Titusbogen!), wie man z.B. an den trophäentragenden Siegesgöttinen über dem Bogen oder der Gestaltung der Bogendecke erkennt. Nur das Bildprogramm (rechts) wurde angepasst, um den Revolutionssiegen und den Siegen des Premier Empire zu gedenken.

Mit der Erkenntnis, dass die italienische Küche doch überbewertet wird und was Lebensqualität wirklich ausmacht, steige ich in den Flieger zurück nach Rom, voller Lust, nach Italien auch etwas Zeit in Frankreich zu verbringen...

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