Ostia Antica (mal anders)
Gestern, da waren wir in Ostia Antica. Der alte Hafen Roms, von den Kaisern ausgebaut, von den Päpsten vergeblich zu reaktivieren versucht - in der Malaria versunken. Ein gut erhaltenes Beispiel vor allem für römische Alltagskultur. So zum Beispiel das Theater von Ostia:
Das haben wir natürlich gleich mal als Kulisse für unsere Interpretation der Verkündigungsszene genutzt:
Die Verkündigung bzw. gleichzeitig Empfängnis Mariae hat in der obigen Form schon zahlreiche Kunsthistoriker vor Rätsel gestellt. Der unbekannte Künstler bewegt sich zwar innerhalb traditioneller Formen, wie sie beispielsweise schon in der oberrheinischen Kunst des beginnenden 16. Jhdt. zu finden sind.
Angelehnt an die Überlieferung der legenda aurea emfängt Maria im Tempel, was die Säulen im Hintergrund zum Ausdruck bringen. Die Darstellung des verkündenden Erzengel Gabriels jedoch entspricht keinesfalls der ikonographischen Tradition. Vor allem die überdimensionale Sonnenbrille findet sich weder bei italienischen noch bei französischen Vorbildern dieses Bildtypus. Wie geblendet wirkt der Engel vom Glanz der virgo immaculata, deren porentief reines, weisser-als-weisses Top ihre Unbefleckheit ausdrückt. Der Künstler scheint hier offensichtlich einen Idealzustand in die Person der Gottesmutter zu projizieren, ist doch im Land der Tomatenprodukte ein derartiger unbefleckter Zustand des weissen Tops als Utopie anzusehen (dem genialen Künstler war sicherlich bewusst, dass er dieses Paradoxon auch auf etymologischer Ebene zum Ausdruck bringt (ου-τοπια als griechische Negation eines derartigen Tops)).
Vom gleichen unbekannten Meister scheinen wohl auch die beiden unteren Statuen geschaffen worden zu sein. In gottgleicher Symmetrie ordnet der Künstler die Statuen in den Apsiden an, welchen die Entdecker in der Renaissance entsprechend ihrer Fundorte die Namen "Henry von Monte Mario" und "Bernardo von Trastevere" zukommen ließen. Im Kontrast zwischen körperlicher Spannung und Gelassenheit, was Ausdruck findet im klassischen Kontrapost, vollbringen sie voller jugendlicher Schönheit und gottgleicher Reinheit ihr Werk.
Vom gleichen unbekannten Meister scheinen wohl auch die beiden unteren Statuen geschaffen worden zu sein. In gottgleicher Symmetrie ordnet der Künstler die Statuen in den Apsiden an, welchen die Entdecker in der Renaissance entsprechend ihrer Fundorte die Namen "Henry von Monte Mario" und "Bernardo von Trastevere" zukommen ließen. Im Kontrast zwischen körperlicher Spannung und Gelassenheit, was Ausdruck findet im klassischen Kontrapost, vollbringen sie voller jugendlicher Schönheit und gottgleicher Reinheit ihr Werk.
Die Entdeckung dieser Gruppe löste, wie allgemein bekannt ist, eine ungemeine Inspiration in Künstlerkreisen aus. Die Orientierung nachfolgender Künstler an diesen Kunstwerken, wie zum Beispiel des Erschaffers des Apollon von Belvedere, ist nicht zu übersehen:
Äääh, ja. Ansonsten gibt es natürlich noch von Stucchi zu berichten. Wird aber wohl erstmal ein Insider bleiben. Desweiteren stellt Ostia den mit der Alltagswelt der Römer weniger vertrauten Besucher vor interpretatorische Rätsel. Heisse Debatten kamen auf bei der Frage, was genau denn jetzt das untere Mosaik darstellen soll:
Dazu soll sich mal jeder sein eigenes Bild machen.
Doch, war ein schöner, lustiger Tag. Teilweise sicher etwas albern. Aber nein, wir haben auch brav Bildung gescheffelt, ich sag nur opus reticulatum und Riefelsarkophag. Und wir haben uns mit modernen Konservationsmethoden auseinandergesetzt. So betreibt der Kurator von Ostia Antica offensichtlich intensive Zapfenernte, um die Kunstwerke nicht durch fallende Zapfen zu verletzen. Kunstwerke und Statuen, denen man so Obelix-like die Nase abschlagen könnte, werden bei maschinengestützter Induktion der Zapfenfallbewegung dabei auch auf professionelle Weise abgedeckt.
Achja. Ich merk's schon, wir werden wieder albern. Sorry. Muss auch mal sein, vielleicht ist das der römische Kulturkoller.
Etichette: Vor den Mauern Roms
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