mercoledì, ottobre 04, 2006

Il traffico


[...] nobis properantibus opstat
unda prior, magno populus premit agmine lumbos
qui sequitur; ferit hic cubito, ferit assere duro
alter.
(Iuvenal, Satura III, 243 -246)

[...] mir Eiligem hemmt
die vor mir flutende Schar den Schritt, und hinter mir drückt das
Volk in Scharen nach. Der stößt mir den Arm in die Seite,
jener ein hartes Brett.
(Übersetzung: Bernhard Kytzler)

Ich fahre im morgentlichen Verkehr ca. 45 Minuten von der Stazione Trastevere bis direkt vor die Sapienza. Nachts 20 Minuten bis San Lorenzo. Ist angenehm, direkt an der Endhaltestelle einsteigen zu können, weil ich immer einen Sitzplatz habe und somit im Reiseführer Dinge nachschauen kann, die mir im Laufe der Tage so aufgefallen sind, oder mir Dinge in mein pseudointellektuelles Moleskine-Notizbuch schreiben kann. Oder Umsonstzeitungen lesen kann und mich somit hauptsächlich über die Straftaten des letzten Tages informieren kann.

Ohne Sitzplatz wird es recht schnell ungemütlich in römischen Verkehrsmitteln. Da die Leute kein Vertrauen haben können, dass die nächste Bahn / Bus in absehbarer Zeit kommt, ist das Gedränge gross und es herrscht Endzeitstimmung. Bzw. Darwin live. Und wenn man raus möchte, sollte man dies zwei Stationen vorher wissen und durch grosse „scende lei alla prossima?“ Rufe den Umstehenden mitteilen. Denn wer einmal drin ist, steigt ungern wieder aus, um andere aussteigen zu lassen. Zu gross ist die Gefahr, im unkoordinierten Strom der ein- und ausdrängelnden Fahrgäste nicht wieder reinzukommen...

Ich erinnere mich an die Zeit in Tokyo. Wer weiss, dass in exakt 90 Sekunden die nächste Bahn kommt, wartet einfach relaxter. Steigt aber auch nicht mit dem gleichen befriedigenden Gefühl aus, seinen Platz an der Spitze der Nahrungskette ein weiteres Mal behauptet zu haben.