Trovare casa
Es ist Dienstag. Erster Tag der zweiten Woche der Wohnungssuche. Diese findet in Rom Dienstags und Freitags statt, immer bei Erscheinen der neuen „Porta Portese“, einem Anzeigenblatt für ganz Rom. Die Uni hilft mal gar nicht bei der Wohnungssuche. Nicht wie in Freiburg, wo man einen sogar vom Bahnhof abholt und zum kuscheligen Wohnheim führt. Diese gibt es zwar theoretisch sogar in Rom, habe ich gelesen. Aber nur sozial Schwache erhalten überhaupt eine Berechtigung für die subventionierten Zimmer. Welches sie dann in aller Regel umfunktionieren in einen gewinnträchtigen Schlafplatz für Gastarbeiter. Die Verwaltung halt die Kontrolle verloren. Für uns bedeutet das in somma: Als Ausländer sich durchsetzen auf dem heiss umkämpften heimischen Wohnungsmarkt.
Zuerst gilt es: Anzeigen filtern. Das bedeutet, alle Anzeigen rausschmeissen, die sich nur an Frauen richten (studentessa seriosa / ragazza referenziata). Bleiben noch ca. 5 % übrig. Aus diesen filtert man dann noch diejenigen raus, bei denen „Erasmus No“ steht. Dann schaut man, was davon näher als 60 Minuten an der Uni liegt und wo innerhalb der letzten drei Wochen niemand vergewaltigt / erstochen wurde. Weil dann nicht viel übrig bleibt, wollen wir mal nicht so wählerisch sein und das letzte Kriterium nicht so ernst nehmen.
Dann fängt man an, bei einigen Nummern anzurufen. Es ist erniedrigend. Ich bekomme im Alltag gerade einen flüssigen Satz hin, und darf meinen potentiellen Vermieter nun am Telefon begrüssen. Bzw. überzeugen. Mit dem Lärm seines überfüllten Autobus im Hintergrund. Und am besten noch im neapolitanischen Dialekt, der ja bekannt für seine klare und deutliche Aussprache ist. Ob man einen Besichtigungstermin rausholt oder nicht: Man blamiert sich so oder so. Die Kunst ist, am Boden sich zu überwinden und jedes Mal das telefonino neu aufzuklappen und die nächste Nummer anzurufen.
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