mercoledì, settembre 27, 2006

Caro sportello

Rom kostet Geld. Und Energie. Was das in Kombination bedeutet, habe ich heute erfahren. Vor einer Woche habe ich versucht, für die Kaution für mein Zimmer 1000 EUR am Stück abzuheben. Was mir unter Verweis auf das Abhebelimit von 250 EUR für ausländische Karte verweigert wurde. Das hinderte jedoch meinen caro sportello nicht daran, mein Konto im Nachhinein mit 1000 EUR zzgl. 10 EUR Auslandsgebühr zu belasten. Ein Widerspruch in sich, sollte man meinen, wenn es doch effektiv unmöglich ist, mehr als 250 EUR in Rom abzuheben.

Umso spannender ist es dann natürlich, in der entsprechenden Bankfiliale von Mitarbeiter zu Mitarbeiter zu tingeln und sie mit diesem Paradoxon zu konfrontieren. Diese ließen sich zu den gewagtesten Theorien hinreißen, die jedoch alle nicht wirklich von Sachverständnis bzw. von der Annahme einer Möglichkeit einer Fehlbuchung zeugten.

Nach langem Nörgeln im Kreuzfeuer (Dank an Mariette) gelangte ich endlich zum Direktor der Filiale. Dieser schien zu realisieren, dass „aus Versehen gebuchte“ vierstellige Beträge nicht zum positiven Image seiner Bank beitragen. Er werde mit Milano telefonieren, und ich solle währenddessen die Protokolle des Automaten zu meiner Bank in Deutschland faxen. Diese Protokolle bestätigten, dass der Benutzervorgang abgebrochen wurde, d.h. dass der Automat nie das Geld ausgehändigt hat, wofür er mein Konto belastet hat.

Stolz zog ich los mit dieser Trophäe in der Hand, die die unbefleckte Nicht-Empfängnis des Geldes beweist. Ich war mir meines Sieges über den Automaten sicher. Doch in diesem Land scheint die Vernetzung der Elektronik irgendwie nur zur Sicherstellung und Aufrechterhaltung des dadurch erst entstandenen Chaos zu dienen. Dabei auch an eine unsichtbare Gewerkschaft der unfähigen Bediener dieser Geräte und Schulungsverweigerer zu denken, ist nicht allzu abwegig. Denn sowohl der Internet-Bangladese meines Vertrauens als auch der Internet-Inder um die Ecke scheiterten kläglich an den drei Seiten Fax. Beide zeigten jedoch viel Elan und Einsatz. Der kleine Bangladese verschwand sogar unter Einsatz seines Lebens auf einer Aluleiter in seinem Kabelschrank, um die ultima ratio „Kabel raus und wieder rein“ anzuwenden. Es folgten schließlich Ausführungen über die Psyche des Faxgerätes, die zwar von grosser Sensibilität zeugten, an deren Basis jedoch nur ein profundes Missverständnis elektronischer Kommunikation stehen kann.

Diese Episode endet damit, dass ich die Dokumente einfach der Poste Italiana anvertraut habe. Für mich unterstreicht sie, dass in diesem Land EDV nie mündliche Kommunikation und Schriftlichkeit (in dieser Reihenfolge) ersetzen können wird. EDV scheint oft eine transalpine Entwicklung zu sein, die Italien ebenso nutzt, aber ihr prinzipiell nur übergestülpt worden zu sein scheint. Erinnert mich übrigens an einen Italiener, mit dem ich mal gearbeitet habe. Der druckte jeden Morgen die gesamte Patientenliste aus, um sie dann mit Kugelschreiber abzugleichen.


Nachtrag 29.09.: Das Geld ist übrigens wieder da.