sabato, giugno 16, 2007

Des Papstes neue Länder

Es ist eine unscheinbare Kirche dort oben auf dem Celio. Santi Quattro Coronati heisst sie, benannt nach einigen Märtyrern, die mit Eisenkronen gefoltert wurden - bzw. gekrönt, wie "coronati" sarkastischerweise ausdrückt.

Die Kirche selbst ist wenig spektakulär. Sie macht auch nur einen kleinen Teil der Gesamtanlage aus, die vor allem aus dem Kloster besteht. Ein kleines Schild im Innenhof mit der Aufschrift "Monache Agostiniane" weist darauf hin, dass hier heute Augustinerschwestern wohnen.

Was weder auf diesem Schild noch irgendwo anders auf dem Gelände angekündigt wird, ist, was sich innerhalb dieses Gebäudes an kunsthistorisch wunderschön aufgearbeiteten juicy details römisch-katholischer Kirchengeschichte befindet.

Durch Klopfen an verschlossenen Türen erhält man - gegen eine kleine Spende - durch dieses Eisengitter einen Schlüssel...

... um damit diese unscheinbare Tür zu öffnen:

Dahinter verbirgt sich die Kapelle des heiligen Silvester, welcher zur Zeit des Kaisers Konstantin in Rom Papst war (4. Jhdt). Sie ist geschmückt mit einem der schönsten Freskos Roms aus dem Duecento (= 13. Jhdt.). Papst Innozenz IV. lies diese Kapelle 1246 am Kloster erbauen.

Dargestellt sind auf den Fresken Szenen aus dem Leben des Papsts Silvester. Sein Verhältnis zum Kaiser Konstantin ist dahingehend sehr bedeutend, weil Kaiser Konstantin gemeinhin als Christenkaiser angesehen wird - auf Grund des Toleranzediktes von Mailand, das 313 die Christenverfolgung unterband, und der Tatsache, dass er den Kaiser getauft haben soll.


Der Taufe des Kaisers stellt der Legende nach den Höhepunkt der Bekehrungsgeschichte Konstantins dar, an deren Schritten Papst Sylvester stets beteiligt war. Es begann damit, dass Kaiser Konstantin, an Lepra erkrankt (daher die roten Punkte im Fresko), von den Aposteln Petrus und Paulus träumte, und er nach dem Papst rufen liess.


Dieser weilte zur Zeit zurückgezogen auf dem Monte Soratte (Philologen bekannt durch Horaz, Ode I, 9: vides ut alta stet nive candidum Soracte). Er kehrt zurück und empfiehlt dem Kaiser die Verehrung von Bildnissen der beiden Apostel.


An diese Szene schliesst sich im Fresko die Taufe des Kaisers an (s.o.), welche ihn von der Lepra heilt (ab hier Kaiser ohne filigrane rote Punkte). Darauf folgt im nächsten Bild eine Szene, die genauere Betrachtung verdient:

In dieser Szene übergibt Kaiser Konstantin Papst Silvester als Dank für die Heilung die Tiara, das Herrschaftssymbol des Papstes. Mit ihr übergab der Kaiser der Legende nach dem Papst den Herrschaftsanspruch über Rom (sog. patrimonium petri, das Erbe Petrus') und das weströmische Reich.

Die ganze Geschichte um Konstantin ist höchstwahrscheinlich zu sehr großem Anteil Legende. Die Taufe soll der Kaisers so zum Beispiel erst auf dem Sterbebett durch Eusebius von Nikomedia erhalten haben, was jedoch dem Bild des Kaisers als Christenkaiser keinen Abbruch zu tun scheint.

Die sog. konstantinische Schenkung, welche auf dem Fresko in der Capella San Silvestro abgebildet ist, sollte jedoch durch das ganze Mittelalter hindurch höchste politische Bedeutung bewahren, weil das Papsttum bzw. der Kirchenstaat in ihr die Legitimation ihres weltlichen Herrschaftsanspruches sah.

Es ist kein Wunder, das 1246 Papst Innozenz IV. genau diese Schenkung mit dem Fresko an zentraler Stelle in Erinnerung ruft, da er sich mit Friedrich II. im Streit um allzu weltliche Machtansprüche befand.

Unterfüttert wurde die Legende der konstantinischen Schenkung mit einer Originalurkunde des Kaisers Konstantin, welche eben diesen Machtanspruch bestätigen sollte. Diese Urkunde, das Constitutum Constantini, erklärt den Grund und den Inhalt der Schenkung an den Papst. Sie wurde fester Bestandteil des sich langsam entwickelnden Kirchenrechts und blieb - von Zeit zu Zeit angezweifelt (zB. Otto III.) - eine Art Gründungsurkunde des Kirchenstaats.



Heute wissen wir, dass die Urkunde wohl genau in dieser Zeit - zur Zeit der sog. pippinschen Schenkung - aus recht irdischen Motiven entstanden ist, nämlich um Machtansprüche zu festigen. Der Nachweis der Fälschung ist den kritischen Geistern des 15. Jhdt. zu verdanken. Dies war auf der einen Seite der Alpen Nikolaus von Kues (der übrigens in Rom in San Pietro in Vincoli begraben liegt), der 1433 auf primär historische Art und Weise argumentierte, und auf der anderen Seite der Humanist Lorenzo Valla, der 1440 durch Analyse des Lateins die konstantinische Schenkung als Fälschung entlarvte.


Die konstantinische Schenkung ist somit ein recht irdisches Kapitel der Kirchengeschichte. Genau aus diesen Motiven wurde die Schrift Lorenzo Vallas während der Reformation von Ulrich von Hutten auch als "Kampfschrift" gegen die katholische Kirche verlegt.

Der Vatikan gestand offiziell erst im 19. Jhdt., dass es sich um eine Fälschung handelt - und auch heute findet sich kein Hinweis auf die Existenz oder den Inhalt der Kapelle in der Kirche Santi Quattro Coronati. Und bis heute ist die Tür verschlossen, obwohl hinter ihr eine der schönsten und besterhaltenen Fresken Roms liegt...

1 Comments:

Anonymous Anonimo said...

erstens: das ding ist schön und "besterhalten", weil gerade erst neu-restauriert

zweitens: man beachte die entstehungszeit des freskos...ich sach nur, gang nach canossa!

drittens: konstantin empfing natürlich am sterbebett nicht die taufe sondern die letzte ölung... das eine hat mit dem anderen nicht so viel zu tun, und somit könnte konstantin schon vorher getauft worden sein

10:12 PM  

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