giovedì, giugno 28, 2007

Sant' Ivo alla Sapienza

Nicht zu spät darf man aufstehen, wenn man die Kirche der Weisheit bewundern will. Nur vormittags geöffnet ist sie, die Kirche im Innenhof des Gebäudes, bei dem sich die erste Universität Roms entwickelte: La Sapienza. Passenderweise ist sie geweiht dem Heiligen Ivo, dem Schutzpatron der Anwälte.


Papst Urban VIII. stellte den Meister der barocken Architektur Borromini für die Vollendung der Universitätskapelle an. So trägt diese heute in ihrer Formensprache ganz klar die Handschrift des Architekten:

(oben: Blick in den Innenraum von Sant' Ivo)

(oben: zum Vergleich: Fassade von Sant' Agnese in Agone an der Piazza Navona

Der Grundriss von Sant' Ivo ist quasi mit dem Zirkel gezogen und ist ein Zusammenspiel von konkaven und konvexen Formen, denen im Prinzip eine simple geometrische Konstruktion zu Grunde liegt:
Die grundlegende Form ist ein Dreieck, welches sich an den Seiten in Halbkreisen ausbuchtet und dessen Spitzen konkav eingedrückt sind. In der Mitte des Dreiecks - eine Form, die in Sakralbauten wegen des Bezugs zur Trinität immer schon bedeutungsschwanger war - entsteht dadurch ein Sechseck:


Bei einem so berechnenden Künstler wie Borromini ist es nicht zu weit hergeholt, dass sich in dieser an eine Bienenwabe erinnernde Form auch eine Hommage an den Auftragsgeber, Papst Urban VIII., verbirgt...

(Die drei Bienen im Papstwappen von Urban VIII. auf dem Sockel des Baldachins im Petersdom)

Die Kuppel greift die Formen der Kirche wieder auf und führt sie harmonisch zur Laterne hin zusammen. Zwischen den Rippen der Kuppel findet sich das Wappen Alexander VII. (Chigi-Stern über den 6 pezzi del monte), der die Innengestaltung übernommen hat.

Direkt unterhalb der Laterne finden sich sechs Cherubin:



An diesen Cherubin in der Universitätskapelle orientiert sich schon seit Jahrhunderten das Logo der Sapienza, welches übrigens im vergangenen November für vieldiskutierte 6-stellige Beträge gefaceliftet wurde:
Geschmückt von aussen wird die Kirche von einer recht eigenwilligen Laterne, auf der sich eine Spirale in mehreren Windungen zum Himmel dreht und auf jedem Panoramabild der Stadt hervorsticht:


"Schneckenförmig" ist ein schönes Stichwort, um hier weiterzuinterpretieren - an dieser Stelle sei übrigens einmal der wirklich lesenswerte Wikipedia-Artikel zu diesem Sahnestückchen von Borromini gelobt. Denn eine gewisse Ähnlichkeit zu den sogenannten Mitraschnecken ist unverkennbar:


Eine von diesen nennt sich sogar mitra papalis: Papstkrone. Und die Ähnlichkeit zwischen diesen Schnecken, der dreifachgewundenen Spirale auf Sant' Ivo und der päpstlichen Tiara - wir erinnern uns an die gefakete Übergabe von Konstantin - ist unverkennbar und einfach finger-lickin'-good.


1 Comments:

Anonymous Anonimo said...

Besonders nett finde ich den Innenhof, da habe ich mal ein schönes Konzert gehört. Und zu deinen kunstgeschichtlichen Ausführungen fällt mir auch noch etwas ein: Wie für eine Institution, die die Weisheit im Namen trägt, sehr passend, spielt die Architektur der Kirche auf das Pfingstwunder an, nach welchem die Jünger bekanntlich in allen Sprachen sprechen konnten. Besonders deutlich wird dies in der Gestaltung der Kuppel: Aus dem gold glänzenden Zentrum der Kuppel unterhalb der Laterne, in welchem die Taube des heiligen Geistes schwebt, ergießen sich Lichtstrahlen, die in den Rippen der Kuppel steinerne Form gefunden haben. So wie der heilige Geist einst die Jünger beseelte, so sollen auch den (gläubigen) Studenten die strahlen der göttlichen Weisheit erreichen - ein nicht ganz bescheidenes aber vielleicht auch einigermaßen motivierendes Versprechen der Universität. Allerdings hilft es scheinbar nichts, wenn man sich einfach so unter die Kuppel stellt - ich bin dort rumgelaufen und kann trotzdem nicht in allen Sprachen sprechen.

11:49 PM  

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