venerdì, dicembre 15, 2006

Lästerstunde

Eine Sache, die mir an Rom nicht passt, ist die Tatsache, dass man die ganze Zeit aufpassen muss, dass man nicht derjenige ist, an welchem notorische Mangelzustände und Missstände hängenbleiben.

Die Zahlen von der Roma Tre (eine kleinere der römischen Unis) wurden jetzt veröffentlich. 38.000 Studenten teilen sich: 1 Wohnheim mit 72 Plätzen, und 1 Mensa mit 400 Plätzen. Natürlich müssen die Studenten selbst schauen, dass sie bei diesen Zuständen a) satt werden und b) ein Dach über dem Kopf haben. Das bedeutet, der Staat wälzt 500 EUR Mietpreis für ein Zimmer und Ernährungskosten auf die Familien ab. Die Sapienza (meine Uni) hat ein Wohnheim mit 200 Plätzen. Über welches es total die Kontrolle verloren hat, weil diejenigen Studenten, welche einen subventionierten Wohnheimplatz "gewonnen" haben, es als Doppelzimmer an Gastarbeiter weitervermieten und den Gewinn kassieren.

Auch im akademischen Betrieb wird es immer mehr Usus, dass private Repetitorien akademische Inkompetenz, vielleicht auch von Seiten der Studenten, auffangen. Bei meinen Fächern geht es noch, aber ich möchte hier wirklich nicht Jura studieren und täglich kämpfen müssen, nicht derjenige zu sein, der bei dem Mangel an Professorenzeit, Lehrkräften und Examensterminen auf der Strecke bleibt.

Unten ein Bild von der Schlange vor dem Kopiercenter:

Ähnliches Beispiel: Toiletten. Ich trinke hier kein Bier mehr, weil es in Bars exakt eine Toilette gibt. Für Männlein wie Weiblein. Während die Bar gewinnträchtig Drinks ausschenkt, sollte man lieber schauen, wie man mit den Altlasten selbst fertig wird. In der Regel hat dies, in Kombination mit der Abwesenheit öffentlicher Toiletten, folgende Konsequenz für das Stadtambiente:

Die Abwesenheit von Toiletten lässt die Stadt übrigens von Restaurantbesitzern kompensieren, an welche man sich tagsüber am besten wendet.

Anderes Beispiel: Streik. Wer nimmt es den notorisch unterbezahlten Busfahrern in einer Stadt wie Rom übel, dass sie über die Zustände klagen? Aber wir sind alle angewiesen auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Wohl dem, der bei Streik den Druck privat, d.h. mit PKW abwenden kann und nicht zu denjenigen gehört, die Opfer des staatlichen Fehlverhaltens sind. Erst wenn man laut genug mit Generalstreik schreit (der hing nämlich diese Woche wie ein Damoklesschwert über dem öffentlichen Leben), wird man überhaupt wahrgenommen:

Die Reaktion: "Band-Aid-Solutions", wie die Zusage von Sofortzuschüssen etc. Aber eine Lösung der Strukturprobleme ist nie in Sicht. In keinem Bereich. Platzmangel, Inkompetenz usw. werden weitergereicht von Institution zu Institution, bis sie bei den Privatpersonen ankommen, und auch dort rumgereicht werden (z.B. in Form von Mietpreisen), bis es endlich an irgendeinem hängen bleibt...