Galileo und die Bibel
Was die Art angeht, zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und heiliger Schrift zu vermitteln, ist die katholische Kirche das gleiche, was der vierte Akt in der klassischen Dramentheorie ist: ein retardierendes Moment.
1633 wurde Galileo Galilei wegen seiner astronomischen Erkenntnisse der Prozess gemacht in der Kirche Santa Maria sopra Minerva. Vor dieser Kirche befindet sich heute das sog. "Küken der Minverva" von Gianlorenzo Bernini. Dessen wohlausgearbeiteter Hintern zeigt direkt auf die "Zentrale" der Inquisition, den Konvent der Dominikaner neben dieser Kirche - eine beabsichtigte Aussage des Künstlers?
1633 wurde Galileo Galilei wegen seiner astronomischen Erkenntnisse der Prozess gemacht in der Kirche Santa Maria sopra Minerva. Vor dieser Kirche befindet sich heute das sog. "Küken der Minverva" von Gianlorenzo Bernini. Dessen wohlausgearbeiteter Hintern zeigt direkt auf die "Zentrale" der Inquisition, den Konvent der Dominikaner neben dieser Kirche - eine beabsichtigte Aussage des Künstlers?
Eine der Bibelstellen (neben Josua 10, 12 - 14), welche der Anerkennung des heliozentrischen Weltbild von Seiten der Kirche lange entgegenstand, war der Psalm 19, 5 - 6:
"in sole posuit tabernaculum suum et ipse tamquam sponsus procedens de thalamo suo exultavit ut gigans ad currendam viam"
(wörtlich: "Er hat auf der Sonne sein Zelt aufgeschlagen und (er? sie?) freute sich selbst, so wie ein Verheirateter aus seinem Schlafgemach hervortritt, wie ein Riese, seinen / ihren Weg zu durchlaufen")
Dieser Psalm wurde dahingehend interpretiert, dass die Sonne sich der Bibel nach offensichtlich bewegt - was dem heliozentrischen Weltbild (nach damaliger Konzeption) entgegenstand.
Galileo Galilei versuchte in einem Brief an Piero Dini vom 23. März 1615 durch eine erweiternde Interpretation des Psalmes den Widerspruch aufzuheben, indem er ihn eher auf die Strahlen der Sonne als auf die Sonne und ihren Lauf selbst bezieht:
Galileo Galilei versuchte in einem Brief an Piero Dini vom 23. März 1615 durch eine erweiternde Interpretation des Psalmes den Widerspruch aufzuheben, indem er ihn eher auf die Strahlen der Sonne als auf die Sonne und ihren Lauf selbst bezieht:
"Ora, stante questa filosofica posizione, la quale è forse una delle principali porte per cui si entri nella contemplazione della natura, io crederrei, parlando sempre con quella umiltà e reverenza che devo a Santa Chiesa e tutti i suoi dottissimi Padri, da me riveriti e osservati ed al giudizio de' quali sottopongo me ed ogni mio pensiero, crederrei, dico, che il luogo del Salmo potesse aver questo senso, cioè che «Deus in Sole posuit tabernaculum suum» come in sede nobilissima di tutto 'l mondo sensibile; dove poi si dice che «Ipse, tanquam sponsum procedens de thalamo suo, exultavit ut gigas ad currendam viam», intenderei, ciò esser detto del Sole irradiante, ciò è del lume e del già detto spirito calorifico e fecondante tutte le corporee sustanze, il quale, partendo dal corpo solare, velocissimamente si diffonde per tutto 'l mondo: al qual senso si adattano puntualmente tutte le parole."
Galileo fährt hiernach fort, die einzelnen Wörter des Psalms in diesem Sinn entsprechend zu interpretieren - vergebliche Mühe, wie der weitere Verlauf seiner Geschichte gezeigt hat. Erst 1992 wurde Galilei formal von der Kirche rehabilitiert - so lange dauerte es, bis die Kirche sich vollends den Erkenntnissen Galileis gestellt hatte.
Ca. 1685 baut der Künstler Antonio Gherardi die Capella Avila aus, eine kleine Seitenkapelle in der Kirche Santa Maria in Trastevere. Kunsthistorisch gesehen semispektakulär; vier Engel halten eine Ring, auf dem korinthische Säulen stehen, in die Kuppel hinein.
In die sonnendurchflutete Kuppel der Capella Avila hinein halten vier Engel einen Tempel - eine Reminiszenz des Künstlers an das tabernaculum posuit in sole des Psalms 19?
(Credit an Florian H. für die Inspiration :)
6 Comments:
he, Børni, ich lese deine posts ja immer gerne und nun gibts endlich auch wieder nachschub.
sehr schön! - und mein (vor?)letzter aufenthalt war dann ja doch nicht vergebens :-) - sehen wir uns mitte april?
ja, mich musste erst mal wieder die muse küssen - freut mich zu hören dass das ergebnis anklang findet :)
im april sehen wir uns dann wenn du vor dem 17.04. da bist, danach bin ich auf grande tour in griechenland.. würde mich aber freuen vorher!
jepp, bin ab dem 13. da - und sag nicht, ich hätte nicht gewarnt...
Ich muss mal etwas besserwisserisch sein und kritisiren, dass der herr philologe seine einträge nicht immer nur zu so später stunde schreibt, denn es schleichen sich gar viele fehler ein...kommafehler etc. Manchmal heißt eine Kapelle auch Avila und im nächsten Satz Avena...
Übrigens ist der Elefant nicht von Bernini selbst, sondern nur der Entwurf. Ich empfehle das Buch:
"Der Elefant des Papstes"
von Silvio A. Bedini
herr k.
Questo commento è stato eliminato dall'autore.
avila/avena kam daher dass ich gerade ovids fasti lese und da öfters mal das wort avena=hafer vorkam... scusate.
zur problematik meiner kommasetzung kann ich mich rausreden mit dem argument dass zeichensetzung nachklassisch ist.
zur uhrzeit kann ich nur sagen dass die einträge sowieso alle künstlich datiert sind...
ja und dass der elefant von bernini ist scheint mir so richtig zu sein wie der satz dass der flughafen von hongkong von foster ist. das buch werde ich mir jedoch sehr gerne mal anschauen!
Posta un commento
<< Home